Einen Kurs setzen – das klingt so einfach, wenn ein Filmkapitän dieses Kommando lässig in Richtung der Brücke ruft, wo meist eine ebenso mühelose Bestätigung folgt. Und selbst im Zeitalter der satellitengestützen Navigation steckt hinter Navigation, Positions- und Kursbestimmung beim Segeln immer noch solide Handwerksarbeit. Ohne die wichtigsten Grundkenntnisse der terrestrischen Navigation sollte auch kein Hobbysegler ablegen.
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Grundlagen der Navigation beim Segeln
Natürlich ist nicht immer eine aufwendige Kursberechnung nötig, um mit einer Jolle auf dem heimatlichen Binnensee zu kreuzen. Doch wer ein weiter entferntes Ziel ersegeln will, braucht den richtigen Kurs, um auch wirklich dort anzukommen. Sobald das Steuern „auf Sicht“ nicht mehr in Frage kommt, ist Navigation beim Segeln die einzige Lösung. Dazu sind prinzipiell zwei Details erforderlich: Die eigene Position und die des Ziels. Beide lassen sich nur mit einer geeigneten Seekarte und einem Kompass bestimmen.
Deren Handhabung sowie die der Zeicheninstrumente muss jeder Skipper im Zweifel beherrschen. Moderne GPS-Systeme erledigen die Arbeit im Normalfall schnell und präzise. Allerdings können sie gelegentlich an Ausfällen oder Störungen leiden. Deswegen empfiehlt es sich, stets das nötige Know-how und das Handwerkszeug zur Verfügung zu haben, um notfalls von Hand navigieren zu können.
Methoden und Instrumente der Navigation
Die Techniken der Navigation werden in terrestrische, astronomische und elektronische Navigation unterteilt. Die wichtigsten Punkte zu den einzelnen Methoden im Überblick:
Terrestrische Navigation (Navigation auf Sicht, Seekarten und Fernglas)
Navigation auf Sicht kommt nur in Frage, wenn man unter Land fährt und sich so orientieren kann. Doch selbst dann kann eine Kurs- und Positionsbestimmung gefragt sein, zum Beispiel um die Ankunftszeit am Ziel zu berechnen. Kern jeder Bestimmung der eigenen Position im Wasser ist eine Peilung. Meistens handelt es sich dabei um eine Kreuzpeilung, die unter Einbeziehung zweier Landmarken, Tonnen oder ähnlich markanten und bestimmbaren Punkten stattfindet. Diese Punkte müssen unbedingt in der Seekarte verzeichnet sein.
Mit dem Kompass wird die Richtung der Marken ermittelt. Diese Peilung trägt der Skipper nun ausgehend von den festgelegten Punkten in die Seekarte ein. Das bedeutet konkret, er zieht zwei Linien entsprechend der Peilung mit dem Kompass und dort, wo diese Linien sich kreuzen, befindet sich logischerweise das Boot. Diese Positionsbestimmung kann auch mit drei oder mehr Peilungen bzw. Linien erfolgen. Ihre Genauigkeit wächst mit der Anzahl der Peilungen.
Nun lässt sich der richtige Kurs auf das Ziel anhand der bestimmten Position mit dem Navigationsdreieck ganz einfach aus der Karte abmessen. Wer noch die Ankunftszeit berechnen möchte, misst dazu die Distanz und liest die Geschwindigkeit von der Logge ab. Zu den Instrumenten der terrestrischen Navigation zählt außerdem das Lot, das dazu dient, die Wassertiefe zu messen, um sie mit Seekarten abzugleichen. Üblicherweise stehen dafür heute Echolote zur Verfügung.
Astronomische Navigation (Sextant)
Die terrestrische Navigation ist beim Segeln immer dann ausgeschlossen, wenn sich kein Land in Sicht befindet, und sich daher keine Ziele finden lassen, die für eine Kreuzpeilung dienen könnten. Diese Aufgabe übernehmen nun die Sterne, sofern sie sichtbar und nicht von Wolken verborgen sind. Der Sextant ist ein optisches Messgerät, dass dazu dient, die Position der Gestirne anhand ihres Winkels bezogen auf den Horizont zu messen. Da sich alle Himmelskörper ständig im Verhältnis zur Erde bewegen, spielt der Zeitpunkt der Messung zusätzlich eine wichtige Rolle.
Der Skipper muss daher in der Lage sein, die gewählten Sternbilder wirklich zweifelsfrei zu bestimmen und die mit dem Sextanten ermittelten Werte mit Hilfe spezieller Tabellen seiner weiteren Berechnung anzupassen. Danach folgt im Grunde eine Kreuzpeilung wie bei der terrestrischen Navigation.
Elektronische Navigation (GPS, Echolot)
Da die Astronavigation recht anspruchsvoll und nicht bei jedem Wetter möglich ist, hat die elektronische Navigation auf See schnell große Beliebtheit erlangt. Doch auch hier gilt, dass es immer möglich sein muss, die elektronisch – und meist vollautomatisch – ermittelten Ergebnisse notfalls händisch zu überprüfen. Das heißt, die nötigen Kenntnisse und Instrumente müssen an Bord sein.
GPS-Systeme bestimmen die aktuelle Position ebenfalls mit Hilfe einer Kreuzpeilung. Dazu misst das Gerät seine eigene Entfernung zu zwei oder drei GPS-Satelliten und berechnet aus den empfangenen Signalen den Schnittpunkt der gedachten Linien zwischen sich und den Satelliten. Das Gerät empfängt dabei passiv die Signale und berechnet seine Position ausschließlich lokal. Die Satelliten erfahren daher nicht, wo sich das Gerät befindet und können es auch nicht verfolgen.
Echolote messen den Abstand zum Boden mit Hilfe eines akustischen Signals. Der ausgesendete Ultraschall erlaubt es, die Distanz anhand der Zeit, die das Echo benötigt, zu bestimmen. So können die Meerestiefe, Fischschwärme oder auch Hindernisse wie Wracks eindeutig ermittelt werden.
Navigations-Apps: Navigieren mit Smartphone und Tablet
Mobiltelefone und Tablets mit See-Navigations-Apps können weit mehr als reine GPS-Empfänger. Die gängigen Apps halten Seekarten in großer Auswahl bereit und die meisten sind sogar in der Lage, andere Schiffe mittels AIS-Position zu erkennen und darzustellen. Problematisch ist oft die Helligkeit der Bildschirme, die an Deck nicht gut erkennbar sind. Da die Geräte an Deck außerdem gewissen Gefahren ausgesetzt sind, sollten sie immer nur als zusätzliche Navigationshilfen dienen.
Die wichtigsten Begriffe der Seenavigation
Wer die Grundbegriffe der Navigation erlernen möchte, kommt um diese Stichworte nicht herum:
- Gezeitentafeln: zeigen an, wann Ebbe und Flut, also Hoch- und Niedrigwasser jeweils stattfinden.
- Knoten: heißt die Einheit für die Geschwindigkeit auf dem Wasser (1 kn = 1,852 km / h).
- Kompass: misst die Himmelsrichtung anhand der magnetischen Erdpole.
- Lot: misst die Entfernung zum Boden des Gewässers.
- Anlegedreieck: Das Zeichendreieck dient zum Arbeiten mit Seekarten.
- Navigationszirkel: Der Zirkel dient zum Messen oder Übertragen von Werten aus und auf Seekarten.
- Navigationsdreieck: Dieses Dreieck zeigt Kurse (Winkel) in Grad an.
- Navigationsbesteck: nennt sich die Kombination aus Navigations- und Anlegedreieck sowie Zirkel.
- Seekarten: zeigen Gewässer in einer bestimmten Art und Weise, die amtlich festgelegt ist.
- Seemeilen: sind die Einheit auf dem Wasser, die Kilometern an Land entspricht (1 sm = 1,852 km).
- Sextant: So heißt das optische Messinstrument, das dazu dient, auf See die Position von Himmelskörpern zu bestimmen.